Rezension: Der Delphi Code

Der Delphi Code, oder: Erkenne dich selbst

Bücher von Thomas Pyczak sind nie leichte Kost. Wer es zulässt, sich von ihm in den Bann ziehen zu lassen, wird auch dieses Buch erst wieder weg legen, wenn es ausgelesen ist. Wobei der Autor es dem Leser mit seinem neuesten Buch "Der Delphi Code" besonders schwer macht: Esoterisch anmutende Zeilen zum Einstieg, eine anstrengende, leicht verwirrende Beschreibung der Akteure, Zeitsprünge, eine Handlung, die sich erst langsam erschließt: die Liebe zu diesem Buch wächst langsam. Doch Geduld wird belohnt, plötzlich ist man nämlich mitten drin. In einem komplexen Beziehungsgeflecht, in der Welt der KI, die anscheinend so wunderbar ehrlich und hilfreich die Suche nach der Liebe vereinfachen und verbessern soll (und dabei Menschen nur als Werkzeuge benutzt), in der Mystik traditioneller Orakel und in einem Roman, der zum Krimi mutiert. 

Jeder Autor bringt in seine Bücher etwas Persönliches ein. Der Delphi Code ist mutmaßlich Thomas Pyczaks persönlichstes Buch. Nicht nur, weil das Schreiben in diesem Buch an vielen Stellen eine große Bedeutung hat. Die Sensibilität, mit der er die hellen und dunklen Seiten der Akteure ausleuchtet, der Gefahr, dass Technikhörigkeit uns von unserer eigenen Wahrnehmung, Sensibilität und Emotionalität abschneidet, der Überwindung von Verletzung und die Hinwendung zu Nähe, und dass der Weg zum Glück auch etwas mit Kontrollverlust zu tun hat, sind berührende Momente. Der Schluss ist typisch für dieses Buch, denn er setzt keinen Punkt, sondern überlässt ihn dem Leser.  
Ein spannendes, faszinierendes, nachdenklich machendes Buch. Klare Empfehlung: Lesen!

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